Die Beben forderten über 50.000 Todesopfer und mehr als 115.000 Verletze. Außerdem verloren unzählige Menschen ihr Zuhause, wobei rund 2,4 Mio. Menschen aus ihrer Heimat flohen. Der Sachschaden wird aktuell auf ca. 2–4 Milliarden USD geschätzt.
Nach tagelangen Bergungen plant die türkische Regierung nun den Wiederaufbau des Landes. Doch die Frage, die offenbleibt, ist ob das Beben wirklich so unerwartet auftrat und warum nicht im Vorfeld gehandelt wurde.
In den Morgenstunden des 6. Februars 2023 erschüttern zwei starke Erdbeben (der Stärke: 7,7 und 7,6), sowie Tausende Nachbeben den Südosten der Türkei und den Nordwesten Syriens. Vor allem syrische, türkische und kurdische Städte sind betroffen. Die Beben forderten über 50.000 Todesopfer und mehr als 115.000 Verletze. Außerdem verloren unzählige Menschen ihr Zuhause, wobei rund 2,4 Mio. Menschen aus ihrer Heimat flohen. Der Sachschaden wird aktuell auf ca. 2–4 Milliarden USD geschätzt.
Nach tagelangen Bergungen plant die türkische Regierung nun den Wiederaufbau des Landes. Doch die Frage, die offenbleibt, ist ob das Beben wirklich so unerwartet auftrat und warum nicht im Vorfeld gehandelt wurde.
Warnungen wurden nicht ernst genommen
Forscher beklagen, dass ihre Warnungen jahrelang überhört worden seien. Frank Hoogerbeets, ein Forscher des Forschungsinstituts System Geometry Survey (SSGEOS) informierte bereits am 3. Februar über die Möglichkeit eines Erdbebens, das Hunderte Todesopfer und Tausende Verletzte zur Folge haben könnte. „Früher oder später wird es in dieser Region (Süd-Zentral-Türkei, Jordanien, Syrien, Libanon) eine ~M 7,5 (#earthquake) geben“, twitterte er und teilte eine Karte des Epizentrums Hatay noch am gleichen Tag. Als am 6. Februar die Beben auftreten schrieb er nachträglich, dass sie nur selten eine allgemeine Warnung für eine bestimmte Region aussprechen, wie es am 3. Februar der Fall war.
Auch andere türkische Forscher*innen warnten Tage zuvor vor dem Ereignis, woraufhin sie als „Unheilbringer“ bezeichnet wurden, berichtet Naci Görür, einer der wichtigsten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Erdbebenforschung in der Türkei. Sie sollten den Menschen keine Angst machen. „Wir machen hier keine Karriere. Wir versuchen nicht, uns zu profilieren.“, schrieb Dr. Cenk Yaltırak (Geophysiker). Zuvor plädierte er für die Verlegung von Fabriken in die dünn besiedelten Städte Zentralanatoliens, um attraktive Arbeitsplätze außerhalb der gefährdeten Region zu schaffen und mehr Menschen zur Umsiedlung zu bewegen.
Doch auf diese Warnungen zeigte sich keine Reaktion und das Beben wurde stark unterschätzt.
Weitere Beben möglich
In den nächsten Jahren wird, laut deutschen Forscher*innen, ein weiteres schweres Erdbeben in der Region erwartet. Es sei zum Beispiel möglich, dass sich die seit dem letzten Erdbeben in Istanbul (1766) angesammelten Spannungen plötzlich entladen, so wie es im Südosten der Türkei der Fall war.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Zeitpunkt, die Jahreszeit, als auch die Größe der entladenen Spannung und die Nähe zu dicht besiedelten Gebieten zur enormen Dimension des Bebens beitrugen. Die Kritik an der Reaktion der türkischen Regierung wird immer größer, wobei sich die Wut der Bevölkerung vermutlich in den kommenden Präsidentschaftswahlen wiederspiegeln wird.