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Martin Baumann

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Von einigen Mythen umrungen, Irrtümern geprägt und von Dichtern und Poeten als Prosathema genutzt, stellt sich doch auch die Frage: Pest, was ist das eigentlich?

Was ist die Pest?

Die Pest ist als Grundsatz eine hochgradig ansteckende Infektionskrankheit, welche durch das Bakterium Yersinia Pestis hervorgerufen wird. Sie wurde 1894 entdeckt und im Laufe der medizinischen Historie spezifiziert und erforscht. Die Pest gilt grundlegend als sogenannte Zoonose,
das heißt, dass sie von Tier auf Menschen - und andersherum - übertragen werden kann. Dabei gehen die Erreger meißt von Nagetieren, wie z.B Eichhörnchen, Murmeltieren und Ratten aus und werden durch einen Zwischenwirt, sehr häufig den Rattenfloh, auf den Menschen übertragen. Der Erreger ist sehr wandlungsfähig und besitzt viele verschiedenen Ausformungen, unter welchen die Lungenpest wie auch die Beulenpest zu den bekanntesten zählen. Auf Letztere wird sich in diesem Artikel spezifiziert.

Wie wirkt die Beulenpest auf unseren Körper?

Die Übertragungen entstehen meist durch Flohbisse. Die Flöhe bringen die Bakterien unter die Haut, wo sie über das Lymphgefäßsystem, welches für gewöhnlich den Wasserhaushalt im Gewebe regelt und für den Abtransport überschüssiger Flüssigkeit zuständig ist, zu den Lymphknoten gelangen. Die Bakterien sondern über die gesamte Zeit u.a. krankmachende Exotoxine (von Bakterien abgesonderte Giftstoffe) und Endotoxine (chem. Verbindungen, die als Abfallprodukt beim Absterben der Bakterien entstehen) ab, welche in den Lymphknoten schmerzhafte Entzündungen mit folgenden Schwellungen verursachen. Die Symptome treten nach der Infektion im Zeitraum zwischen ein paar Stunden und 12 Tagen auf. Sie äußern sich u.a. durch Schüttelfrost, plötzliches Fieber, Herzrasen oder auch durch Abfallen des Blutdrucks.

Gefahr und medizinische Heilung

Eine Heilung ist mit den heutigen medizinischen Mitteln durchaus möglich.Die Behandlung sollte sehr schnell, im Idealfall innerhalb von 18h erfolgen. Die Patienten können schnell mit Pest diagnostiziert und stationär in einem Krankenhaus behandelt werden. Im Vorfeld muss zudem geklärt werden, ob der Erreger nicht bereits gegen die zu verwenden Medikamente unempfindlich geworden ist. Besteht Gewissheit über diesen Umstand, werden in Anschluss passende Antibiotika verabreicht. Dennoch ist die Krankheit nicht zu unterschätzen. Unbehandelt endet die Beulenpest 48 Stunden nach Ausbruch der Symptome in über 60% der Fälle tödlich.

Historischer Hintergrund, Mythen und Irrtümer

Die Beulenpest führte, wie den meisten bekannt ist, im 14. Jh. zu einer riesigen europaweiten Pandemie, in der 1/3 der Gesamtbevölkerung starb. Die damalige sehr hohe Infektionsgefahr ging u.a. von den desaströsen Hygienebedingungen aus. Die mittelalterlichen Verhältnisse, in denen die Straßen von Fikalien und Abfällen jeglicher Art beschmutzt waren, lockten Krankheitsträger wie Ratten und dementsprechend Rattenflöhe an. In der Moderne bringen wir den Begriff ,,Schwarzer Tod‘‘ mit dieser Zeit häufig in Verbindung, was allerdings ein sogenannter Anachronismus ist. Anachronismus beschreibt die absichtliche oder irrtümliche Einordnung einer Tatsache oder einer Begrifflichkeit in einen falschen zeitlichen Kontext. So wird der Begriff ,,Schwarzer Tod‘‘ abgeleitet vom lat. atra mors (unglückbringendes Sterben) - erst einige Jahrhunderte später schriftlich, meist von Dichtern in poetischer Funktion erwähnt. In der eigentlichen Zeit der Pandemie dürfte es sich eher um die umgangssprachlichen Bezeichnungen wie mortalitas magna (lat. für großes Sterben) oder pestilencia maxima (lat. Für riesengroße Pestilenz) gehandelt haben. Einen medizinischen Kontext für die Bezeichnung gibt es allerdings ebenfalls. Es könnte sich dabei um einen Zusammenhang mit dem aktiven neukrotischen Verhalten der Leber und Niere handeln. Im Versuch, die hohe und breitflächige Konzentration der Endotoxine aufzulösen, sorgen diese Organe dafür, dass sehr viel Gewebe in Form ganzer einzelner Gliedmaßen abstirbt und sich schwarz färbt.


Ein weiterer Irrtum der damaligen Zeit war der vermeintliche Nutzen der heute so bekannten Schnabelmasken. Die Mediziner der damaligen Zeit nahmen fälschlicherweise an, dass der Erreger aus der Luft kommen würde und trugen deshalb Masken. Diese waren allerdings vollkommen ineffektiv, da die Krankheit bekanntlich über Flohbisse übertragen wird.

Die Pest heute

In der heutigen Zeit zählt die Pest zu den vergessenen Krankheiten.Durch verbesserte Hygienemaßnahmen lassen sich Krankheitsträger sehr gut einengen und reduzieren, wodurch sich großflächige Pandemien vermeiden lassen. Ausbrüche gehen heute meist mit Überträgern wie wild lebende Katzen, Hasen oder Kaninchen einher, weswegen Ausbrüche der Pest immer noch weltweit vorkommen, jedoch durch fortgeschrittene medizinische Möglichkeiten gut diagnostiziert und behandelt werden können. Zuletzt wurden von der WHO (Weltgesundheitsorganisation), im Zeitraum von 2010 bis 2015, 3248 Pestkranke, unter ihnen 584 Todesfälle, in den USA verzeichnet.

Kommentar

Vielen erscheint dieses u.a. historische Thema unwichtig. Doch dem ist nicht so, da wir stets aus unserer Historie lernen müssen. Wie man in der Zeit von Corona gesehen hat, sollte man jegliche Infektionskrankheiten niemals unterschätzen, schon gar nicht, wenn sie uns, wie die Pest, eine historische Lehre zu bieten haben. Doch auch andere, nicht medizinische Faktoren, müssen berücksichtigt werden, so u.a. die politischen. In der Zeit der Pestpandemie des 14. Jh. machte die europäische Bevölkerung die Juden für das Leid der vielen Menschen verantwortlich. Dabei gab es ein sogenanntes Judenprogrom, in dem Juden verfolgt und getötet wurden, da man sie der Giftmischerei und der Brunnenvergifterei für schuldig befand.

Gerade in der aktuellen politischen Weltlage, in der wir uns befinden, muss dies uns auch dazu anhalten, unserer Vergangenheit nicht den Rücken zu kehren, sondern sie anzuerkennen, aus ihr zu lernen und sich dem Antisemitismus entgegenzustellen.

Maria Teresa Lang, 9G1

Bild von darksouls1 auf Pixabay

Quellen:

gesund.bund.de/beulenpest
de.wikipedia.org/wiki/Pest
www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Pest.html

 

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